Es ist endlich
Frühling und die ersten warmen Sonnenstrahlen warten draußen auf uns. Doch die
von der Sonne ausgesandte Strahlung enthält ultraviolette Anteile, sichtbares
Licht und Infrarotstrahlung, die unsere Haut nicht nur altern lässt, sondern
auch schwerwiegend schädigen kann. Substanzen in der Sonnencreme sollen uns
genau vor dieser Strahlung schützen. Um euch in dem ganzen Substanzen-Urwald einen
Überblick zu verschaffen, habe ich euch hier alles wichtige zusammengetragen:
1. Sonnenschutzfilter in Sonnenschutzprodukten
Die Qualität einer
Sonnencreme hängt fast hauptsächlich von den eingesetzten Filtern ab. Diese
Filter sorgen für den Sonnenschutz, indem sie die elektromagnetischen optischen
Strahlen der Sonne davon abhalten, unsere Haut zu schädigen.
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Bild 1: Das elektromagnetische Spektrum der Sonne (Bildquelle: https://shadesdaddyblog.com/are-all-sunglasses-uv-protected/) |
Je kürzer die
Wellenlänge der Strahlen sind, desto energiereicher sind sie (Ultraviolettes Licht).
Langwellige Strahlen hingegen sind energieärmer (Infrarot). Siehe Tabelle 1:
Tabelle 1:
Übersicht des elektromagnetischen Spektruns der Sonne
Strahlung
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Wellenlänge
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Kurzzeichen
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Anmerkung
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Ultraviolett
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280 - 100 nm
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UV-C
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315 - 280 nm
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UV-B
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380 - 315 nm
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UV-A
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VIS
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430 - 380 nm
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Violett
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Sichtbares Licht (Wellen, die unser
Auge wahrnehmen kann, quasi alle Farben des Regenbogens.
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490 - 430 nm
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Blau
|
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570 - 490 nm
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Grün
|
||
600 - 570 nm
|
Gelb
|
||
640 - 600 nm
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Orange
|
||
780 - 640 nm
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Rot
|
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Infrarot
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3,0 µm - 780 nm
|
IRC: Nahes Infrarot (NIR)
|
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50 µm - 3,0 µm
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IRB: Mittleres Infrarot (MIR)
|
||
1 mm - 50 µm
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IRA: Fernes Infrarot (FIR)
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Zu der Strahlung
mit einer Wellenlänge kürzer als UV-Licht sind gehören Röntgen- und
Gammastrahlen. Zu der Strahlung mit einer Wellenlänge länger als Infrarot gehören
Mikro- und Radiowellen sowie das WLAN (Bild 2).
Weitere Infos zu den Wellenlängen des ektromagnetischen Spektrums findet
ihr hier
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Bild 2: Übersicht des gesamten elektromagnetischen Spektrums |
2. Die Aufgabe von Sonnenschutzfiltern
Gute Sonnenschutzfilter
schützen uns vor der gesamten elektromagnetischen Strahlung, die von der Sonne
aus geht. Bedeutet: Sonnschutzfilter schützen uns vor
- Sonnenbrand durch UV-B-Strahlung (Bild 3)
- Hautkrebs: verursacht durch UV-Licht, was Mutationen in Hautzellen hervorrufen kann
- Hautalterung, durch UV-A-Strahlen, sichtbare Lichtstrahlen und Infrarot-Strahlen, die den Abbau von Kollagenfasern in der Tiefe begünstigen (Bild 3 und 4)
- Bildung von reaktiven
Sauerstoffspezies (engl. „reaktive oxygen species“ ROS), die bei Sonnenlichtbestrahlung
im Bereich zwischen 280 nm (UV‑B) und 1600 nm, dem
nahen Infrarotbereich (NIR), entstehen.
|
|
INFO ROS: Unter
reaktiven Sauerstoffspezies (engl. „reaktive oxygen species“ ROS) – auch als
Sauerstoffradikale bezeichnet, versteht man eine Vielzahl von Verbindungen, die
sich vom molekularen Sauerstoff (O2) ableiten, im Gegensatz zu molekularem
Sauerstoff jedoch hochreaktiv sind [Quelle].
ROS aktivieren bestimmte Proteine (Matrix-Metalloproteinasen), die das
strukturgebende Kollagen in unserem Hautgewebe (der extrazellulären Matrix)
abbauen. Folge: unsere Haut ist nicht mehr so Straff. Sie altert und wir
bekommen Falten. ROS setzen außerdem über die Bildung von Botenstoffen
(proinflammatorischer Zytokine) eine Entzündungsreaktion in Gang, die ebenfalls
zur Hautalterung beiträgt.
Was macht einen guten UV-Filter aus
Nicht alle Filter
sind gleich gut. Es gibt Filter, die unter UV-Strahlung zerfallen, also nicht
photostabil sind. Dadurch lässt die Schutzwirkung nach und die Zerfallsprodukte
können die Haut reizen. Hinzu kommt, dass manche Filter nur einen bestimmten
Bereich der Sonnenstrahlung filtern, also man keinen kompletten Schutz hat.
Ein guter UV-Filter
sollte diese Eigenschaften in sich vereinen:
- nicht durch die Haut dringen
- keine Allergien auslösen
- photostabil sein, d. h. nicht in der Sonne zerfallen
- keine Nebenwirkungen auf den Stoffwechsel des Körpers haben
UV-Filter können auf zwei unterschiedliche
Arten schützen:
- In dem sie das Sonnenlicht (UV) in Wärme (Infrarot) umwandeln à chemische/organische Filter oder
- die Sonnenstrahlen reflektieren, absorbieren,
streuen à mineralische/anorganische/physikalische Filter
Chemische
Filter wandeln die UV-Strahlen, die auf die Hautoberfläche gelangen in Wärme
um. Chemische UV-Filter können sowohl als UV-A als auch als UV-B – Filter
eingesetzt werden. Sie bieten keinen Schutz vor sichtbarem Licht oder
Infrarotstrahlung (nur in Kombination mit mineralischen/anorganischen/physikalischen
Filtern)
Bevorzugt
werden folgende Substanzen als UV-A – Filter verwendet: Oxybenzon, Parsol 1789,
Mexoryl SX und Mexoryl XL. Diese absorbieren hauptsächlich im Wellenlängenbereich
von 320 nm – 360 nm und gehören zur Gruppe der Benzophenone, Anthranilate und
Dibenzoylmethane.
Als
UV-B-Filter dienen hauptsächlich Salizylate, Kampferderivate, Zimtsäureester sowie
Paraaminobenzoesäureester. Diese absorbieren im Bereich von 290 nm – 320 nm.
Da
durch einen einzelnen chemischen UV-Schutzfilter kein vollständiger Schutz über
das gesamte UV-Spektrum realisiert werden kann, werden in Sonnenschutzmittel oft
verschieden Filter, auch physikalische und chemische, miteinander kombiniert. Aktuelle
Studien zeigen, dass auch ein Schutz vor sichtbarem Licht und Infrarot-Strahlung
nötig ist. Da chemische Filter nur UV-A oder UV-B-Strahlung filtern, enthalten
moderne Breitspektrumsonnenschutzmittel zusätzlich mineralische Pigmente, um
eine optimale Photoprotektion zu gewährleisten. Beispiele: Methylene
Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (Nano) und Tris-Biphenyl Triazine
(Nano)
Tabelle 2: Übersicht der chemisch wirkenden UV-Filter
Tabelle 2: Übersicht der chemisch wirkenden UV-Filter
INCI-Bezeichnung
|
Schutzbereich
|
Photostabil
|
Anmerkung
|
4-Methylbenzylidene Camphor
|
UV-B (300
nm)
|
Ja
|
Dringt durch
die Haut, steht im Verdacht, Stoffwechselprozesse zu stören (Quelle)
|
Benzophenone-3, Benzophenone-4, Benzophenone-5
|
UV-B- und
vor kurzwelliger UV-A-Strahlung
|
Ja
|
Dringen durch
die Haut, können Allergien auslösen, stehen im Verdacht, Stoffwechselprozesse
zu stören
|
Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine (Tinosorb S)
|
UV-B bei
310 nm und im UV-A bei 343 nm
|
Ja
|
Gut verträglich
|
Butyl Methoxydibenzoylmethane (Avobenzone)
|
UV-A (315–380 nm)
|
Nur in
Kombination mit anderen UV-FiItern
|
Gut verträglich
|
Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate (Uvinul A Plus)
|
UV-A
|
Ja
|
Gut verträglich
|
Diethylhexyl
Butamido Triazone (Iscotrizinol)
|
UV-B und Bereiche
des UV-A
|
Ja
|
Gut verträglich
|
Drometrizole Trisiloxane (Meroxyl XL)
|
UV-B (303 nm) UV-A (344 nm)
|
Ja
|
Gut verträglich
|
Ethylhexyl Dimethyl PABA
|
UV-B
|
Kann Allergien auslösen
|
|
Ethylhexyl Triazone (Uvinul T 150)
|
UV-B
|
Ja
|
Gut verträglich
|
Homosalate
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UV-B
|
Dringt durch
die Haut, Kann Allergien auslösen, steht im Verdacht, Stoffwechselprozesse zu
stören
|
|
Isoamyl Methoxycinnamate
|
UV-B
|
nein
|
steht im
Verdacht, Stoffwechselprozesse zu stören
|
Octocrylen
|
hauptsächlich
im UV-B- und wenig im kurzwelligen UV-A-Bereich
|
Ja
|
Dringt durch
die Haut, Kann Allergien auslösen, steht im Verdacht, Stoffwechselprozesse zu
stören
|
Octinoxate (Octyl Methoxycinnamate)
|
UV-B
|
Ja
|
Dringt durch
die Haut, steht im Verdacht, Stoffwechselprozesse zu stören
|
Phenylbenzimidazole
Sulfonic Acid (Enzulisol)
|
UV-B, kleiner
Bereich UV-A
|
Ja
|
Gut verträglich
|
Terephthalylidene Dicamphor Sulfonic Acid (Mexoryl SX)
|
UV-A
|
Ja
|
Gut verträglich
|
Oxybenzone (BENZOPHENONe-3, sieht oben)
|
UV-A und UV-B
|
Ja
|
Schadet
Korallenriffen, dringt durch die Haut, hormonell wirksam, kann Allergien
auslösen
|
Octisalate (
|
UV-B
|
Ja
|
Dringt
durch die Haut, kann Allergien auslösen
|
4. Mineralische/anorganische/physikalische Sonnenschutzfilter
Mineralische
Filter – reflektieren, absorbieren und streuen das Sonnenlicht auf der Haut. Es
sind kleine anorganische Partikel, die den Vorteil haben, dass man auf „Chemie“
in der Sonnencreme verzichten kann und sie grundsätzlich sehr gut vertragen
werden.
Tabelle 3: Übersicht der mineralisch wirkenden Sonnenschutzfilter
INCI Bezeichnung
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Schutzbereich
|
Photostabil
|
Anmerkung
|
Titanium dioxide (nano)
|
UV-A, UV-B, VIS, Infrarot
|
Ja
|
Enthält Nanopartikel
|
Titanium dioxide
|
UV-A, UV-B, VIS, Infrarot
|
Ja
|
Gut verträglich
|
Zinkoxid (nano)
|
UV-A, UV-B, VIS, Infrarot
|
Ja
|
Enthält Nanopartikel
|
Zink
|
UV-A, UV-B, VIS, Infrarot
|
Ja
|
Gut verträglich
|
5. Nanopartikel in Sonnenschutzmitteln
Wenn man Zinkoxid-
und Titandioxid-Nanopartikel von der Haut abwäscht, gelangen sie in die
Umwelt. Nanopartikel haben mögliche negative Umweltauswirkungen, können Korallen
schädigen, sich in Fischen und der Umwelt ansammeln und Hormone in Fischen und
Amphibien stören.
Auch
Langzeitstudien von gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen fehlen. Nanopartikel
sind in Sonnenschutzmitteln erlaubt, sollten aber nicht auf defekte Hautstellen
aufgetragen und in Form von Sprays auf Grund der Möglichen Einatmung, vermieden
werden.
Mehr dazu auf
meinem Instagram-Profil @AnnisbunteWelt_
6. Welcher Filter ist nun am besten geeignet
Für empfindliche Haut ist der mineralische Schutz am besten geeignet. Zudem bietet mineralisch wirkende Sonnencremes den besten Schutz vor den elektromagnetischen Strahlen der Sonne.
Da viele das Weißeln stört (Warum Sonnencremes weißeln könnt ihr hier nachlesen) greifen viele auf chemisch wirkende Mittel zurück. Da bitte nur die UV-Filter, die als gut verträglich in Tabelle 2 deklariert sind verwenden.
Dieser Text wäre nicht zu Stande gekommen, wenn nicht all die netten Menschen ihr Kleingeld in meine Kaffee-Kasse geworfen hätten.
Ich danke euch von ganzem Herzen dafür.
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