Am Schadstoff-freisten wäre es wohl, auf
Geschenkpapier, Kerzen, Weihnachtsbäume, Plätzchen oder Schokolade während der
Weihnachtszeit zu verzichten. Das wäre allerdings ein sehr ödes und tristes
Fest. Daher möchte ich euch Alternativen zeigen, wie ihr ohne Pestizide,
Mineralöl oder Plastik durch den Advent kommt.
Kerzen
Ich glaube, es gibt kaum einen Haushalt ohne Kerzen. Wer beim Kerzenkauf sichergehen möchte, dass es sich um eine qualitativ hochwertige Kerze handelt, sollte auf das RAL Gütezeichen achten. Die mit dem Siegel zertifizierten Lichter tropfen nicht, sind ruß- und raucharm und enthalten Rohstoffe, die streng kontrollierten gesundheits- und umweltorientierten Grenzwerten unterliegen. Besser noch ist sicher aber eine Kerze, die mit Bio-Siegel ausgezeichnet ist. Denn hier sind Auflagen und Regeln noch strenger, vor allem was Rohstoffe und Produktion angeht.
A: Paraffin
Die meisten Kerzen werden aus Hartparaffin produziert,
einer Substanz, die als Nebenprodukt beim Raffinieren von Erdöl entsteht
Beim Abbrennen sollen angeblich eine Reihe
bedenklicher Stoffe freigesetzt werden (Jahrestagung der Massoudi und Hamadi,
American Chemical Society in Washington 2009).
„An occasional paraffin candle and its emissions will
not likely affect you, but lighting many paraffin candles every day for years
or lighting them frequently in an un-ventilated bathroom around a tub, for
example, may cause problems.”
Die Studie wurde aber als nicht glaubwürdig
eingestuft:
Zitat des europäischen Kerzenverbandes:
„Der europäische Kerzen-Verband (ECA) zweifelt den
wissenschaftlichen Wahrheitsgehalt eines Berichts zweier Forscher der South
Carolina State University* stark an, in dem behauptet wird, dass Kerzen,
insbesondere solche aus Paraffin, anscheinend schädliche Mengen an
Innenraumschadstoffen und sogar Karzinogenen freisetzen könnten. Die Aussagen
von Massoudi und Hamadi sind völlig gegensätzlich zu allen bisherigen
wissenschaftlichen Erkenntnissen zu diesem Thema. Sie haben keinerlei Daten zur
Verfügung gestellt, die eine Nachprüfung ermöglichen würden, und ihre
Schlussfolgerungen basieren auf unbestätigten Annahmen.“ (Quelle)
Nach dem Ausblasen entstehen durch nachverdampfenden
Brennstoff Aerosole, die gesundheitlich wenig bedenklich sind.
Zusatzinfo: Paraffin kann auch in Kosmetik-Produkten
enthalten sein. Erkennbar an folgenden INCI-Bezeichnungen: (Quelle)
Paraffinum liquidum (medizinisches Weißöl), Paraffin
(Paraffin Wachse), Cera Microcristallina (mikrokristallines Wachs) oder
Petrolatum (weiße bzw. gelbe Vaseline, Petroleum Jelly)
Zitat BFR: „Insgesamt lässt sich auf Basis der
derzeitigen wissenschaftlichen Literatur und des sehr verbreiteten und
langjährigen täglichen Gebrauchs solcher Produkte auf der Haut, bei
gleichzeitigem Fehlen klinischer und epidemiologischer Hinweise, kein
gesundheitliches Risiko für den Verbraucher durch die dermale Anwendung
mineralölhaltiger kosmetischer Mittel ableiten.“
Die Zeitschrift Öko-Test warnt vor mehr als 10 % Paraffin
in Hautpflegeprodukten. „Eingesetzte Paraffine können mit MOAH (Mineralölrückstände,
MEHR DAZU HIER) verunreinigt sein. Paraffine […] sind Inhaltsstoffe auf
Erdöl-Basis, die wir immer wieder in Kosmetik bemängeln. Sie fügen sich nicht
so gut ins Gleichgewicht der Haut ein wie es natürliche Öle tun.“ (Quelle)
Alternativen zu Paraffin:
B: Stearin
Stearin-Kerzen sind biologisch abbaubar. Für ihren
Rohstoff Palmöl werden allerdings große Flächen tropischen Regenwalds gerodet.
Bio-Stearin-Kerzen werden aus nachhaltig angebautem Palmöl hergestellt.
C: Bienenwachs
Bienenwachs-Kerzen sind ein nicht-veganes
Naturprodukt. 1 kg Wachs entspricht der Jahresproduktion eines Bienenvolkes und
ist daher eine hochpreisige Ware.
D: Raps-, Soja, oder Sonneblumenwachs
Kerzen aus Raps, Soja oder Sonnenblumen sind ein
veganes und reines Naturprodukt. Ich habe sie hier gefunden:
Rapswachskerzen:
Sonnenblumenwachskerzen:
Sojawachskerzen:
Ava & May
(allerdings mit synthetischen ätherischen Ölen*)
*Ätherische
Öle sind leicht flüchtige und häufig leicht entzündbare Stoffgemische, die
synthetisch oder aus natürlichen Quellen durch Wasserdampfdestillation,
Extraktion oder Auspressen der Pflanzen oder der Pflanzenteile gewonnen werden.
Sie können, unabhängig ihres Ursprunges, Allergien auslösen (QUELLE) und können für Babys und Kleinkinder sogar lebensbedrohlich
sein (QUELLE).
Backen
Ja auch in den Backutensilien verstecken sich
Kunststoffe, die mit Schadstoffen versetzt sein könnten:
Viele wissen nicht, dass zB. Teflon auch ein
synthetischer Kunststoff. Backformen oder auch Backpapier können mit Kunststoff
beschichtet sein.
Teflon: Polytetrafluorethylen (PTFE) ist ein Polymer aus
Fluor und Kohlenstoff. Umgangssprachlich wird dieser Kunststoff oft mit dem
Handelsnamen Teflon bezeichnet. Die wasser- und fettabweisenden Eigenschaften
verhindern ein Anhaften von Lebensmitteln, die in mit PTFE beschichtetem
Kochgeschirr erhitzt. Mit PTFE beschichtetes Geschirr sollte nicht überhitzt
werden, weil es dabei (ab ca. 360 °C) zu einer beginnenden Zersetzung des
Polymers kommen kann, bei der - ohne Rauchentwicklung - giftige Substanzen an
die Umgebungsluft abgegeben werden. Mit PTFE beschichtetes Geschirr sollte
daher nie ohne Inhalt hoch erhitzt werden. Besondere Vorsicht ist bei
Induktions- und Gasherden geboten, da hier eine sehr schnelle Erhitzung
stattfinden kann. PTFE ist nicht brennbar (Quelle).
- Keramik oder Keramikbeschichtung
- Emaille-Beschichtung
- Schwarzblech
- Glas
Infos zu Silikon in diesem Beitrag: HIER LANG
Schokolade
Wer mir auf Instagram folgt, müsste schon Profi in Sachen Schokolade sein. Öko-Test und Stiftung Warentest testet regelmäßig Tafelschokoladen verschiedener Hersteller. Doch was ist eigentlich mit den Nikoläusen, Adventskalender oder auch anderen schokoladenen Produkten?
Adventskalender:
Öko-Test testete im November 2018 20 unterschiedliche
Adventskalender (Quelle). In allen Produkten wurden gesättigte
Kohlenwasserstoffe (MOSH/POSH) entdeckt. Nur zwei waren geringer belastet. Da
jedoch die Schokolade beider Hersteller (Lindt Hello Adventskalender Mini Emotis und der Die
Besten von Ferrero Adventskalender) kein Bio- oder Fairtrade Siegel tragen,
sind sie ebenfalls keine Alternative. Aber auch Bio-Schokolade im Adventskalender
ist keine Garantie für mineralölfreie Schokolade. Zwei Adventskalender mit
Bio-Siegel sind durchgefallen, darunter der Alnatura-Adventskalender. (Quelle)
Stark mit Mineralöl verunreinigt ist u.a. der
Douceur-Adventskalender von Penny. Die Konzentration ist so hoch, dass der
Adventskalender bei Öko-Test durchgefallen ist. (Quelle)
Mehr über gesättigte Kohlenwasserstoffe in diesem
Beitrag: Hier lang
Vegane Adventskalender wurden nicht getestet. Finden
könnt ihr sie zB. HIER
Nikoläuse oder Weihnachtsmänner aus Schokolade:
Bisher wurden die Schoko-Männer noch nicht auf
Schadstoffe untersucht. Der Nikolaus oder Weihnachtsmann sollte aus
Bio-Schokolade gemacht sein, da alle Zutaten aus zertifizierter
Bio-Landwirtschaft stammen – Milch ebenso wie Schokolade und Zucker. Bedeutet
auch, dass weniger Pestizidrückstände enthalten sind, da diese bei Bio
weitestgehend verboten sind. Bei Bio dürfen auch weniger Zusatzstoffe verwendet
werden. Daher immer auf das hoffentlich vorhandene Siegel achten (gilt auch bei
allen anderen Schokoprodukten, die Milch, Zucker und Kakao enthalten):
Fairtrade Demeter > Fairtrade Bio > Demeter > Bio > Fairtrade nicht Bio/Demeter > UTZ > nicht Bio
Die Informationen zu den einzelnen Siegeln könnt ihr
ganz leicht in folgender App abrufen: Siegel-Check (NABU)
Übersicht einiger Siegel |
Fairtrade Nikoläuse/Weihnachtsmänner:
Bio Nikoläuse/Weihnachtsmänner:
- Schoko-Weihnachtsmann (Alnatura)
- DMbio Weihnachtsmann
Vegane Nikoläuse/Weihnachtsmänner:
- Nicht bio: Weihnachtsmann Edelbitter (Lindt)
- Bio: Weihnachtsmann vegan (Rosengarten)
- DmBio Schoko Weihnachtsmann zartbitter
Weihnachtsbäume
Aus ökologischer Sicht ist es eigentlich total daneben 100 tausende von Weihnachtsbäumen heran zu ziehen, zu fällen und für gerade mal zwei Wochen in die Wohnung zu stellen. Sie werden teilweise tausende Kilometer durch die Gegend gefahren, bevor sie verkauft und nach kürzester Zeit wieder entsorgt werden. Wenn man nun bedenkt, dass die Tanne zwischen sechs und zwölf Jahren wachsen muss, aber dann meist nach eben zwei Wochen Wohnzimmer bereits entsorgt wird, so pflegen wir eine absolut nicht nachhaltige Tradition.
Wer nicht auf diese Tradition verzichten kann, sollte
deshalb wenigstens auf folgende Siegel beachten:
Demeter, Bioland, Naturland
Warum Siegel?
90 Prozent der 25 Millionen Weihnachtsbäume, die in
Deutschland verkauft werden, stammen aus Intensiv-Plantagen. Farmen, auf denen
nichts anderes wächst und wo vielen Pflanzen und Tieren der natürliche
Lebensraum entzogen wird. Der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden ist
Standard. Damit die Bäume schnell wachsen, werden unterschiedliche Dünger
eingesetzt, die die Böden zerstören und auch in unser Grundwasser gelangen.
Der BUND testete Weihnachtsbäume und fand Fungizide, Insektizide, Akarizide (gegen Milben) und
Herbizide (gegen Unkraut). (Quelle)
Der
Plastikbaum
In den USA ist bereits jeder dritte Christbaum eine
Tanne aus Kunststoff. Für uns Deutsche sterben rund 28 Millionen Bäume zum
Weihnachtsfest. Das Ausweichen auf ein künstliches Exemplar würde demnach Leben
retten. Hinzu kommt, dass die Plastikimitationen wiederverwendet werden können-
damit entfiele der CO2-trächtige Transport der Bäume vom Forst über den Händler
zum Kunden. Ganz falsch ist das nicht. Aber: Vier von fünf Plastiktannen sind
Importe aus China; mindestens zehn Weihnachten lang müssten sie besungen
werden, damit die CO2-Rechnung aufgeht.
Für mich also auch keine Alternative, mal davon
abgesehen, dass Kunststoffe oftmals mit Zusatzstoffen versetzt werden, die zum
Teil toxisch oder krebserregend sind.
Zusatzstoffe (Additive): Weichmacher, Stabilisatoren,
Flammschutzmittel, Pigmente/Farbstoffe….
Die Tanne
aus speziellen Anbaugebieten:
Tannen werden in speziellen Anbaugebieten groß
gezogen. Dort gelten die gleichen Vorgaben wie für die konventionelle
Landwirtschaft, so ist etwa der Einsatz von künstlichen Düngemitteln und
Pestiziden erlaubt. Wer sicher gehen will, dass der Baum Pestizid- und
Schadstofffrei ist, sollte sich für eine Bio-Tanne oder für eine Tanne aus dem
Wald entscheiden.
Die
Bio-Tanne:
Eine Alternative sind Bäume mit Öko-Siegeln wie
Naturland, Bioland, Biokreis, EU-Bio oder Demeter sowie mit dem FSC-Siegel,
einem Zertifikat für ökologische und soziale Forstwirtschaft. Diese
Anbauflächen dürfen den natürlichen Wald nicht verdrängen. Orientierung beim
Baumkauf bietet die Umweltorganisation Robin Wood.
An 500 Verkaufsplätzen in Deutschland werden
ökologisch zertifizierte Bäume oder Forest-Stewardship-Council (FSC)-zertifizierte
Bäume angeboten – die sind gesichert ohne Pestizide und Mineraldünger
aufgewachsen. Die aktuelle Liste dieser Verkaufsplätze ist hier zu finden. Alle zu weit weg?
Einfach in nahegelegenen Forstbetrieben nachfragen, ob dort gewachsene
Weihnachtsbäume angeboten werden – die sind zumindest regional.
Hier geht’s zur Übersicht von ROBIN WOOD
Die
getopfte Tanne:
Eine schöne Idee nur leider überwiegen die Nachteile:
Die Wurzeln der Tanne sind viel zu wenig und zu kurz,
so dass sich eine „Auswilderung“ in den Garten als sehr schwierig darstellt. Die
Bäume werden nicht aufwändig verschult, also regelmäßig neu verpflanzt. Nur
dann könnten sie größere Wurzelballen entwickeln.
Der
Baumschmuck
Wer den Baum ökologisch schmücken will, verzichtet auf
Lametta und Glitzersterne und nimmt stattdessen Schmuck aus Holz oder Stoff
sowie Plätzchen und Früchte.
Lametta: Leider gibt es noch immer bleihaltiges
Lametta, wenn auch nur noch selten. Es ist am höheren Gewicht und an der
Bezeichnung "Stanniol" zu erkennen (ursprünglich eine
Bleisilberlegierung, später Zinn). Wenn das Stanniol-Lametta beim Abschmücken
nicht vollständig vom Baum entfernt wird, gelangt das Blei in die Kompostier-
oder Verbrennungsanlagen und von dort in die Umwelt. Wer noch bleihaltiges
Lametta zu Hause hat, sollte es als Sonderabfall und nicht im normalen Hausmüll
entsorgen. (Das Blei überträgt sich beim Anfassen nicht auf die Haut, da es
ummantelt ist).
Geschenkpapier
Vorneweg: Auf Geschenkpapier zu verzichten, schont unsere Umwelt am meisten. Wer drauf dennoch nicht verzichten möchte, für den habe ich hier Tipps zum ökologischen Verpacken:
1.
Alternativen verwenden
Stoff, Tücher (z.B. Furoshiki), Säckchen aus alter
Kleidung, altes Zeitungspapier oder alte Landkarten
2. Papier
wiederverwenden, statt zu
zerreißen und wegzuwerfen
3. Verzicht
auf beschichtetes Geschenkpapier
Geschenkpapier ist oftmals mit Kunststofflacken oder
-folien beschichtet. Die Farben können können unter anderem Phenole,
Formaldehyd, Zinn, gentechnisch veränderte
Organismen sowie tierische Bestandteile oder Bisphenol A enthalten.
Solche Lack-, Glacé- und Chromopapiere und -pappen
können nicht recycelt werden und müssen über die Restmülltonne entsorgt werden.
Laut Verband Deutscher Papierfabriken gehört dazu in aller Regel auch
glänzendes und funkelndes Papier.
„Fun“ fact: Thermopapier gehört übrigens auch nicht in
den Papiermüll, da sie auf sogenanntem Thermopapier gedruckt sind. Dieses
Material enthält Bisphenol A und kann nicht recycelt werden.
Mit einem einfachen Trick könnt ihr Thermopapier
erkennen: Fahrt zunächst mit dem Fingernagel über das Papier. Bildet sich ein
schwarzer oder grauer Strich, handelt es sich eindeutig um Thermopapier.
3. Auf
Siegel und Zertifizierungen achten:
Auch hier gilt wie bei der Schokolade oder dem Baum:
Siegel sichern Qualität!
Der blaue Engel:
Geschenkpapier mit dem Blauen Engel garantiert einen hohen Anteil an
Recyclingmaterial.
FSC-Siegel: Falls das
Papier Anteile aus Neumaterial beinhalten sollte, dann ist auf das FSC-Siegel
zu achten. Es bestätigt die Verwendung von Holz aus nachhaltigem Anbau
Cradle To Cradle TM-Zertifizierung: Dieser Druckprozess verkörpert das höchste
ökologische Niveau, ohne Grenzwerte für schädliche Inhaltsstoffe, sondern
ausschließlich mit Substanzen, die wieder in den biologischen Kreislauf
rückgeführt werden können.
Recycling-Geschenkpapier
DM: Profissimo Nature
Bow & Hummingbird
Geschenkpapier mit Cradle To Cradle TM-Zertifizierung
Planet Paket: Die Farben auf pflanzlicher Basis
bestehen aus phenol-, formaldehyd- und zinnfreien Harzen, chlorfreien Pigmenten
und verwenden weder Sojaöl, Palmöl, gentechnisch veränderte Organismen, tierische
Bestandteile oder Bisphenol A.
Im Internet findet ihr HIER eine größere Auswahl an umweltfreundlichem
Geschenkpapier
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